Freitag, 3.10.2025 | Adaköy Marina

Wir hatten über Nacht alle Luken dicht und das war gut so. um 3 Uhr kam der Südost-Wind mit voller Wucht und es hat angefangen heftig zu regnen. Unser Liegeplatz ist ideal, es gab keine Bewegung im Schiff, wir können das Schauspiel also genießen, ohne uns Sorgen zu machen. Das Geräusch des Windes und der prasselnde Regen an Deck lassen einen herrlich schlafen. Als wir um 8.00 Uhr aufwachen, ist es verhältnismäßig ruhig, aber am Nachmittag soll der Wind nochmal heftig zulegen. Wir bekommen Bilder aus Ciftlik – die Holzplanken sind aus den Jettys geholt worden, die Jetty-Skelette sehen irgendwie strange aus.

Nane macht Frühstück, backt Brot auf und kocht Kaffee irgendwann kommt der Skipper auch aus der Koje und braucht erst mal eine Tasse „braunes Wasser“, um wach zu werden. Nane überlegt schon, was sie aus den Resten im Kühlschrank machen kann und entscheidet sich für Pizza – also setzt sie den Teig gleich morgens an, denn er muss mindestens 4 bis 5 mal gehen, damit er gut wird.

Wir gehen in einer Regenpause duschen und schon unter der Dusche hören wir, dass der stürmische Wind wieder da ist. Also bekommen wir noch eine Regendusche on top auf dem Rückweg zum Boot. Dirk legt die Leinen raus – Süßwasser wird ihnen gut tun. Der Wind nimmt zu, wir haben fliegende Gischt und man sieht keine 10 Meter weit – irgendwie cool aber draußen wollten wir bei diesem Wetter nicht sein. Die Crews, die heute am Freitag zurück kommen und auch noch tanken müssen – das ist kein Spaß und schon gar kein schöner Abschluss.

Nane kocht die Tomatensoße für die Pizzen und Dirk hat die Wahl zwischen Pizza Tonno e Cipolle, Schinken oder Salami – naja am Ende wird es von allem „Ebbes“. Klar, dass der Teig für 2 Personen viel zu viel ist, also schreibt Nane die Crew der Il Sogno an, ob sie einen Mittagssnack wünschen, klar wünschen sie. 30 Minuten später kommen Hansi, Heinz und Mehmet, um die 6 Pizzen abzuholen. 3 verhaften sie gleich vor Ort und werden der Crew sagen, dass die 3 unter allen aufgeteilt werden müssen, dass sie nochmal was davon abkriegen – scheint also zu schmecken. Hansi braucht erstmal was zu trinken, denn sein Motor macht Probleme und wenn es schlimm kommt, dann gibt das ein Invest von ca. 100.000 Euro (nein ich habe mich nicht verschrieben!). Er meint, auf den Schreck langt kein Glas Wein, nicht mal eine ganze Flasche.

Es regnet, es stürmt und wir haben es herrlich gemütlich an Bord. Kurz vor 17 Uhr schreibt Hansi, dass sie mit dem Dinghi nochmal nach Marmaris wollen, ob sie uns mitnehmen sollen – Nane checkt die Regenvorhersage – NEIN Danke, besser nicht. Wir verabreden uns abends auf einen Abschiedsschluck, denn morgen um 8 Uhr werden sie abgeholt und es geht zurück nach Deutschland. Hansi kommt aber nächste Woche schon wieder und wird statt mit seiner Il Sogno mit dem Motorboot seines Schwagers unterwegs sein.

Dirk will noch einmal Pasta und Nane macht eine mildere Version von Penne Arrabiata. Wir können bei schwächer werdendem Regen im Cockpit essen und genießen die herbstliche Stimmung. Gegen 21.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Il Sogno. Nane bekommt eine Rosé-Sekt spendiert und natürlich muss die Flasche getrunken werden, bevor wir wieder gehen. Wir verabschieden uns von Hansis Crew, wünschen allen einen guten Heimflug und gehen bei Nieselregen zurück auf unsere Pura Vida. Wir können sorgenlos schlafen gehen und morgen noch das Beste aus dem Hafentag machen.

Donnerstag, 02.10.2025 | Ciftlik – Adaköy Marina | 10 nm

Die Nacht in Ciftlik war ruhig und wir konnten herrlich schlafen. Heute wird kein frisches Brot gebacken, weil abends keine Gäste an den Steg kommen können, also muss Nane umdisponieren. Es gibt Apfelpufferchen mit Zimt und Zucker. Dirk packt auch noch eine Portion Honig oben drauf, darauf verleiht im Nane den Ehrentitel „Thomas for one day“. Das Wetter ist zunehmend diesig und drückend schwül – da kommt was. Wir wollen nochmal ausgiebig schwimmen und genießen den Vormittag. Hansi kam mit seiner Il Sogno heute früh auch noch nach Ciftlik, um mit seinen Jungs frühstücken zu gehen, er will heute aber auch spätestens um 15 Uhr los Richtung Adaköy Marina. Nane hat mit Meliah von der Marina geklärt, bis wann wir den Docking Service bekommen – bis 18 Uhr auf jeden Fall – okay. Um die Mittagszeit werden wir etwas unruhig, der Wind hat auf Süd gedreht, so langsam kommt leichter Schwell in die Bucht. Die Liegen und die Auflagen am Strand werden in Sicherheit gebracht. Die Dinghis werden an Land gezogen, die Jetskis ebenfalls – man bereitet sich vor. Wir gehen und bezahlen unsere Rechnung, bedanken uns herzlich für die 4 Tage Asyl am Jetty wegen der defekten Ruderanlage. Gott sei Dank, hatten wir in der Zeit keinen Wind aus Süd – wir waren ja manövrierunfähig und hätten uns nicht irgendwo in Sicherheit bringen können. Um 13 Uhr legen wir ab, es sind kaum mehr Boote in Ciftlik. Draußen sieht man die Karawane der Segelboote gen Marmaris ziehen. Es ist kein Wind, alle laufen unter Motor, jeder will zurück in den sicheren Hafen. Kurz vor 15 Uhr funkt Nane die Marina an, dass wir Richtung Hafeneinfahrt unterwegs sind, klar, dass jetzt der Wind aus Ost mit knapp 18 Knoten auf die Nase kommt, aber die Marineros stehen bereit – das fühlt sich gut an.

Wir steuern unseren Liegeplatz 42 an und werden mit Hilfe der Marineros in die Lücke gepackt – sehr gut. Nane bekommt erklärt, dass der mit scharfkantigen Muscheln besetzte Teil der Muring nicht aufs Boot gezogen werden soll, sondern wieder ins Wasser fallen muss, dann kommt er saubere Part. Mit vereinten Kräften bekommen wir es gestemmt. Dirk fährt rückwärts in die enge Lücke und wir liegen perfekt für jedes Wetter, das auf uns zukommt. Jetzt erst mal ein Shandy. Vom Cockpit aus haben wir eine herrliche Sicht Richtung Marmaris und finden, dass wir einen tollen Liegeplatz in der Marina haben, um den uns Martin mit seiner Pamina Blue schmerzvoll beneidet. In dem Moment fährt die Il Sogno vorbei, die Crew winkt uns zu und Dirk hält das in einem Video fest. Nane hat ein Brot und Tortilla geholt und bereitet einen Nachmittags-Snack vor, während Dirk die Drohne steigen lässt. Es gibt einen Wrap mit dem restlichen Adana von gestern. Um die Schärfe ein wenig abzumildern, überbäckt sie den Adana-Spieß mit Käse, der in der Pfanne herrlich schmilzt. Salat, Tomaten und ein wenig selbst zubereitete Cocktailcreme, das Fleisch vom Adana-Spieß und der Tortilla ist fertig – lecker. Hansi hat zweimal angerufen und wir machen uns auf den Weg mit einer Flasche Wein, weil wir davon ausgegangen sind, es soll einen kleinen gemeinsamen Anleger geben. Aber nein, die Jungs haben sich fertig gemacht, um mit dem Speed-Dinghi nach Marmaris zu fahren und wollen wissen, ob wir mitwollen. Gerne, aber dafür müssen wir zurück an Bord, um die Lindor-Kugeln für Hüsniye mitzunehmen, Kaffee, Parmesan und Meridol für Canan, Geld, eine Jacke wir sind ein wenig in Hektik, aber fertig, als Hansi mit seinem Super-Dinghi zu uns an den Steg kommt. Wir springen rein und ab geht’s. In nur 8 Minuten sind wir quer über die Bucht in Marmaris – wow das hat Spaß gemacht! Es ist 17 Uhr, wir verabreden uns um 19 Uhr im „OYes-Restaurant“. Hunger haben wir nicht wirklich, wegen des Tortilla-Snacks, aber wir sind in Marmaris und können erst mal Hüsniye und Ihre Mama besuchen. Die Mama ist allein im Laden und freut sich riesig uns zu sehen. Hüsniye ist nur kurz zu Hause, um zu duschen. Wir sagen, dass wir in 20 Minuten wieder da sind und machen eine Runde durch den Bazar. Nane kauft ein paar Sesam-Kekse und wir nehmen für den Winter noch „Nane-Limon“-Tee mit, der so viele ätherische Öle hat, dass man selbst bei starker Erkältung nach einer Tasse wieder atmen kann. Dann gehen wir wieder zum Silver Moon Laden, Hüsniye ist da und wir erzählen von unserem Sommertörn, den schönen Momenten, den weniger schönen und den dramatischen. Die beiden hatten in diesem Jahr noch keinen Urlaub und keinen Tag frei, das Business ist schwierig „Schöle Böle“ sprich „so lala“. Den Touristen sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche, es sind weniger Engländer da, aber zumindest kommen wieder Kreuzfahrtschiffe nach Marmaris. Wir quatschen und die Zeit vergeht und schon ist es kurz vor 19 Uhr, wir hinterlassen die Sachen für Canan im Golden Plate bei Charly, bei dem heute ein Regatta-Abschiedsessen mit Siegerehrung stattfindet und machen uns auf den Weg Richtung OYes-Restaurant. Die Il Sogno-Crew trudelt auch ein. Die Jungs bestellen sich jeder ein großes Steak (Gruß an ZR!), Dirk einen Iskender-Kebap und Nane nur eine Pizza Margherita, wir hatten ja schon was zu essen. Es wird langsam dunkel und gegen 21 Uhr machen wir uns zurück auf den Weg in die Marina. Hansi fegt über die Bucht und es macht einfach nur Spaß. Wir werden direkt an den Liegeplatz der Pura Vida gebracht und verabschieden uns für heute mit einem herzlichen Dankeschön. Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Raki als Absacker, genießen die abendliche Stimmung an Deck mit Blick Richtung Lichtermeer von Marmaris und sind gespannt, was das Wetter morgen bringt – hier liegen wir sicher, das gibt uns ein gutes Gefühl.

Mittwoch, 01.10.2025 | Sögüt – Ciftlik | 30 nm

Heute wollen wir früh los, wir haben 30 Seemeilen vor uns, also gibt es schon um 8.00 Uhr einen Kaffee und Frühstück. Öykü und Deniz kommen auf den Jetty, um sich von uns zu verabschieden, sie werden gleich vom Schulbus abgeholt. Wir drücken die beiden und wünschen ihnen eine schöne Winterzeit. Gülümser freut sich auf den Winter, Sabit, Tarek, Zerrin, alle sind ein wenig müde von der Saison und freuen sich auf die Zeit mit der Familie, auf’s Fischen, auf Gemüseanbau, auf ihre Ziegenherden, wo Milch und Käse produziert wird – es wird eine ruhigere Phase und die gönnen wir ihnen von ganzem Herzen.

Nach dem Frühstück bezahlen wir unsere Rechnung und verabschieden uns bis zum nächsten Jahr „Inschallah“ – so Gott will (ein schöner Ausdruck). Wir legen ab und fahren die erste Stunde unter Motor bevor wir die Genua setzen können. Dann haben wir herrlichen halben bis achterlichen Wind zwischen Symi und der türkischen Küste, am Kap von Bozukkale fahren wir eine Halse und cruisen mit 6 bis 7 Knoten an den beiden vorgelagerten Inseln vorbei Richtung Ciftlik. Ein herrlicher Segeltag und wir genießen jede der 30 Seemeilen. Kurz vor 15 Uhr kommen wir in die Bucht von Ciftlik hängen die Fender raus und machen die Achterleinen klar. Maradonna und Hassan sind am Steg und wir legen neben einer recht neuen Sun Odyssey 440 an, schick, aber irgendwie nicht unser Fall.

Nane holt erst mal ein Dondurma für alle und wir quatschen mit Hassan über das kommende Wetter. Er meint, er will bis morgen früh abwarten, um zu entscheiden, was sie machen. Auf jeden Fall müssen alle Boote vom Jetty und raus oder in der Bucht vor Anker. Evtl. muss er sogar die Holzplanken aus dem Jetty nehmen, damit die hohen Wellen bei Lodos aus Südost, ihm nicht die Bretter wegspülen. Nicht schön, denn Donnerstag ist der Tag, an dem in Ciftlik alle Stege im Normalfall voll sind, jeder, der am Freitag nach Marmaris zurück muss, kommt am Donnerstag nach Ciftlik – das bedeuten einen großen Umsatzausfall für den Tag, aber Sicherheit geht vor.

Wir gehen schwimmen und nochmal schwimmen, um es auszukosten. Am frühen Abend kommt noch ein sehr altes Schiff mit einem noch älteren Skipper neben uns, über 80, fast taub – Hassan gibt Anweisungen, vorwärts Gas, rückwärts Gas, Muring, Achterleinen – irgendwann liegen sie neben uns. Wir wollen wissen, wo sie herkommen. Direkt aus Rhodos, ohne einzuklarieren, ohne Transitlog, ohne Bluecard – das war vor 20 Jahren problemlos möglich, aber heute? Naja „not my circus, not my monkeys“ – also geben wir nur den Hinweis, das aktuell viel kontrolliert wird und lassen es gut sein.

Es windet stark, heute noch aus Nordwest und so sind alle Tische innen im Restaurant besetzt. Dirk entscheidet sich für Chicken Curry und Nane will heute mal Adana testen – spicy. Wir trinken noch ein paar Cay und checken das Wetter. Für die Nacht von Donnerstag auf Freitag ist Südost-Wind in Böen bis 30 Knoten mit Starkregen angesagt, also werden wir morgen am frühen Nachmittag aufbrechen. Diese Entscheidung treffen alle, die heute Abend da sind. Nur Erik will in der Bucht ankern und bleiben – Hassan meint, er wird ihm beim Ankern helfen und ihn mit Achterleinen an den Felsen auf der Ostseite der Bucht sichern.

Nane telefoniert noch mal mit Martin, Zneji geht morgen früh von Bord und er überlegt, wo er mit seinen „Jungs“, die nächste Woche kommen, überall hin kann. Sögüt, Kocabahce und Orhaniye sind sichere Plätze bei der aktuellen Vorhersage. Nane telefoniert noch mit Zneji und wir hoffen, dass wir uns evtl. im nächsten Jahr nochmal wieder sehen. Der Aufenthalt auf der Pamina Blue war für sie eher ein Arbeitseinsatz als eine schöne Segelwoche, zumindest die Abende mit uns waren ein Highlight.

Zurück an Bord gönnen wir uns noch einen Raki, chillen ein wenig im Cockpit und verkrümeln uns in die Koje als wir anfangen zu frösteln.